Wheel-chairs may worsen the situation for disables

PRESSEMITTEILUNG
23. Oktober 1995
Schlechtes Rollstuhl-Design macht Behinderte kranker

Zwei Therapeuten des Linköping Universitätskrankenhauses haben ihre europäischen Kollegen alarmiert: "Bei 26 von 31 Patienten haben wir permanente Rückenverformungen und starke Schmerzen festgestellt, da wir sehr viel weniger Interesse für Rollstühle haben als z.B. für Bürostühle.

Die orthopädische Klinik des Universitätskrankenhauses von Linköping, Schweden, hat alarmierende Neuigkeiten: Wir und unsere europäischen Kollegen machen Behinderte kranker, wenn wir sie in Rollstühle setzen.
Die Basis für diese Warnung an europäische Krankenfürsorge-Kräfte und Rollstuhlhersteller bilden neue Studien über 31 Patienten mit Rückgratverletzungen mit Teil-oder Ganzkörperlähmungen. Sie haben gemeinsam, daß sie alle viele Jahre im Rollstuhl verbracht haben. Die Studien zeigen, daß 84% unter häufigen, starken Rückenschmerzen und die meisten unter permanenten Rückenverformungen leiden. Die Ursache: Schlechte Sitzhaltung in schlecht gestalteten - aber oft sehr modernen - Rollstühlen.
"Es gibt keinen Zweifel", sagen Beschäftigungs-therapeutin Kersti Samuelsson und Physiotherapeutin Harriet Larsson, die zusammen mit medizinischem Personal des Krankenhauses diese Studien durchgeführt haben. "Die Verantwortung für diese weit verbreiteten und starken Schmerzen liegt gleichermaßen bei uns als Therapeuten und den Herstellern, die Rollstühle entwickeln und anfertigen.
Entwicklungen im Rollstuhlbereich sind in den letzten Jahren rapide fortgeschritten. Das Schwergewicht dieser Entwicklungen lag jedoch eher auf der Handhabung von Rollstühlen, für die Therapeuten hochgradig verantwortlich sind. Wir haben uns zu sehr darauf konzentriert, Patienten mehr Mobilität zu verleihen, sie "in Bezug auf Bewegungsfreiheit Nicht-Behinderten näherzubringen". Wir haben uns daher Rollstühle gewünscht, die leichter manövrierbar und "sportlicher" sind. Und Hersteller - die sich eher um die hand-werklichen als die gestalterischen Aspekte kümmern - haben alles getan, um unsere Anforderungen zu erfüllen. Sie haben also Rollstühle entwickelt, die ausgereift und leicht manövrierbar, aber nicht für langes Sitzen geeignet sind.
Beide Seiten haben auf der Suche nach Mobilität den Menschen vergessen. Wir haben Rückenschmerzen als selbstverständliche Konsequenz traumatischer Rückgrat-verletzungen betrachtet, und die Fakten haben uns recht gegeben. Von Patient zu Patient. Unsere Studien zeigen dies ganz deutlich."

Permanente Schäden
Die Studie des Universitätskrankenhauses von Linköping hat die Ursache fortgeschrittener Komplikationen bei Patienten mit Rückgratverletzungen protokolliert. Unter 31 Patienten wurde bei den meisten festgestellt, daß schlechte Haltung zur Bildung derartig schwerwiegender Verformungen geführt hat, daß diese als neurologische Beschädigung bezeichnet werden können. Bei neun Patienten zeigte sich post-traumatische Rückgrat-verkrümmung, bei sechs thorako-lumbale Skoliose und bei 11 C-Form-Rückgratverkrümmung.
Der Zustand dieser Personen hat sich verschlechtert, und sie haben starke Schmerzen erlitten, weil sie im Rollstuhl sitzen mußten", sagte Harriet Larsson. "Wir haben nämlich auch festgestellt, daß diese Verformungen sich nur durch langfristige Belastung erklären lassen. Anders ausgedrückt sind sie also krank geworden, weil sie den falschen Rollstuhl benutzen oder falsch darin sitzen."
Von besonderem Interesse bei diesen schwedischen Studien ist, daß sie in einem Land durchgeführt worden sind, das bei der Behandlung und Rehabilitation Behinderter schon seit langem eine führende Stellung einnimmt. "Ich mag kaum an Patienten in jenen Ländern denken, in denen der Kontakt zwischen Physiotherapeuten, Ergonomikern und Beschäftigungstherapeuten sehr selten oder sporadisch ist. Sie müssen Qualen erleiden," sagt Kersti Samuelsson.
"Die traurige Tatsache ist," fährt sie fort, "daß Rückenschmerzen in den meisten Fällen vermeidbar sind, wenn Rollstühle unter Berücksichtigung des menschlichen Körpers und dessen Funktionen gestaltet würden. Bei Bürositzmöbeln ist dies schon der Fall. Ein moderner Bürostuhl bietet genug flexible Einstellungs-möglichkeiten, um jeden Punkt des Körpers angemessen zu stützen. Er kann also auf die jeweils optimale Sitz-position eingestellt werden. Die meisten von uns sitzen aber nur acht Stunden pro Tag auf einem Bürostuhl. Behinderte im Rollstuhl sitzen in diesen schlecht gestalteten Sitzen von früh morgens bis spät am Abend - und das ist einfach nicht akzeptabel."

Geblendet von Mobilität
Kersti Samuelsson und Harriet Larsson stimmen überein, daß schlechtes Rollstuhl-Design in Bezug auf Sitz-Ergonomik nicht von den Herstellern im Alleingang verbessert werden kann.
"Als Therapeuten tragen wir die größte Verantwortung", sagen sie. "Wir haben uns einfach von der Mobilität blenden lassen und uns fast ausschließlich auf die Manövriereigenschaften des Rollstuhls konzentriert. Wir haben jetzt erst erkannt, daß Sitz-Ergonomik der Hauptaspekt von Rollstühlen sein muß und sein wird, selbst wenn dies auf Kosten der Manövrierfähigkeit geht. Patienten zahlen manchmal einen zu hohen Preis -Schmerzen und weitere permanente Schäden - wenn wir uns nicht so schnell wie möglich an diese Tatsache gewöhnen."/ins

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:
Kersti Samuelsson
Harriet Larsson
Universitetssjukhuset
Linköping, Schweden
Tel:+46 13 22 20 00

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