Veraltete Technik wird zur Industrie der Zukunft

/INS. Als Ton Vermeulen Ende der 1990er Jahre in Haarlem außerhalb von Amsterdam eine Presse für Vinyl-Schallplatten kaufte, glaubten weder er noch sonst irgendjemand daran, dass er damit in Technik von morgen investieren würde. Der Verkäufer, einer der größten Akteure auf dem globalen Musikmarkt (Sony Music Entertainment), verzeichnete seit den 1980ern einen stetig sinkenden Absatz, der quasi gegen null ging, als die CD den Markt eroberte. Heute arbeiten die damals so geringgeschätzten Maschinen mit voller Leistung, und das Unternehmen, das jetzt Record Industry heißt, muss Sonderschichten einlegen, um die Nachfrage zu befriedigen.

Als Vermeulen Hüllen und Labels für seine Platten benötigte, bat er Wil Pfeiffer von StyleMathôt, einer im selben Gewerbegebiet angesiedelten Druckerei, um Unterstützung. Vor wenigen Jahren zog StyleMathôt in dasselbe Gebäude um, so dass Record Industry jetzt eine komplette Anlage zur Produktion von Vinyl-Schallplatten zur Verfügung hat, für LPs ebenso wie für Singles. Die Schallplattenpresse untersteht Vermeulen. Sein Partner Wil Pfeiffer ist für die Druckmaschinen zuständig, die zu 70 Prozent mit dem Drucken von Plattencovern, Innenhüllen und Labels ausgelastet sind. In den letzten Jahren hat sich der Markt rasant entwickelt. Allein zwischen 2013 und 2014 stieg der Umsatz im Schallplattengeschäft weltweit von 6,1 auf 9,2 Millionen Stück.

„Innerhalb ziemlich kurzer Zeit haben wir unsere Produktion vervierfacht, was besonders hohe Anforderungen an die Effektivität und ein reibungsloses Funktionieren in allen Bereichen stellt“, so Pfeiffer. „Seit wir für die Herstellung unserer Plattencover auf Invercote von Iggesund umgestellt haben, konnten wir die Produktivität unseres Druckverfahrens um etwa 35 Prozent steigern.“

Er hebt dabei besonders die Bedeutung der Cover-Qualität hervor, eine Ansicht, die durch Ton Vermeulens Analyse des dramatischen Umsatzanstiegs bei Vinyl-Schallplatten unterstützt wird.

„Der Wechsel von der CD zur gestreamten Musik zeigt uns, dass ein großer Teil der Musikkonsumenten kein Verlangen verspürt, sich Musik in gegenständlicher Form anzuschaffen. Ich glaube auch nicht, dass die Meinung der Audiophilen, der Sound von Vinylplatten sei besser, in diesem Punkt von Belang ist“, erläutert Vermeulen, der sich als früherer DJ mit der technischen Qualität von Musik auskennt. „Ich bin davon überzeugt, dass es eine Gruppe von Musikliebhabern gibt, die ihre eigene Musik besitzen möchte und für die sich das traditionelle LP-Format einfach richtig anfühlt.“

Die meisten der (im Auftrag ihrer Kunden) produzierten Schallplatten sind Neuauflagen klassischer Alben von Musikgrößen wie Elvis Presley, den Beatles, Jimi Hendrix und Miles Davis, obwohl das Unternehmen auch viele Veröffentlichungen von Newcomern wie David Gilmore und Ed Sheeran anbietet und presst. Das Problem von Neuauflagen ist sehr häufig die Schwierigkeit, eine gute Vorlage für den Nachdruck des Covers zu finden. Die Musik mag gut erhalten sein, aber die Cover haben meist nicht dieselbe Sorgfalt erfahren.

„Manchmal müssen wir als Ausgangspunkt für den Nachdruck ein abgegriffenes Cover verwenden, auf dem noch das alte Preisschild klebt“, seufzt Pfeiffer. „Da ist unsere Druckvorstufe dann wirklich gefordert, denn sie muss nicht nur intensiv nach Material suchen, sondern dies auch restaurieren. Die grafische Qualität des Covers ist nämlich ein wichtiger Teil des Gesamterlebnisses.“

Zusammen mit Record Industry hat StyleMathôt jetzt 150 Mitarbeiter, und die Schallplattenproduktion stieg von 5,4 Millionen im Jahr 2014 auf 7,5 Millionen im Jahr 2015. Für das nächste Jahr prognostiziert das Unternehmen eine weitere Steigerung auf insgesamt 10–11 Millionen produzierte Alben.

Doch vielleicht kann die Zukunft auch einfach nur rosig aussehen für ein Unternehmen, das seine Besucher gleich bei Betreten des Empfangsbereichs mit Marvin Gayes „I Heard It Through the Grapevine“ begrüßt. Gespielt auf einem guten alten Plattenspieler natürlich.

Bildunterschrift 1, 2: Ton Vermeulen von Record Industry und Wil Pfeiffer von StyleMathôt sind in einer Erfolgsbranche tätig – der Produktion von Vinyl-Schallplatten. Noch vor zehn Jahren hätte sich das kein Mensch vorstellen können. Im Zeitraum 2009–2014 stieg allein in den USA der Umsatz von Vinylplatten um 260 Prozent. © Iggesund

Bildunterschrift 3: Tom Vermeulen begutachtet mit einigen Mitarbeitern die Qualität einer neu gepressten Schallplatte. © Iggesund


Über Iggesund Paperboard:

Iggesund Paperboard gehört zum schwedischen Forstwirtschaftskonzern Holmen, einem der 100 nachhaltigsten Unternehmen der Welt, die im United Nations Global Compact Index gelistet sind. Der Umsatz von Iggesund beträgt gut 500 Millionen Euro. Das Premiumprodukt Invercote wird in mehr als 100 Länder verkauft. Mit Invercote und Incada bietet das Unternehmen zwei Markenfamilien an, die beide im Spitzenbereich ihres jeweiligen Segments angesiedelt sind. Seit 2010 hat Iggesund mehr als 380 Millionen Euro in die Erhöhung der Energieeffizienz und die Reduzierung der fossilen Emissionen aus der eigenen Produktion investiert.

Iggesund und die Holmen Group melden alle fossilen Kohlenstoffemissionen an das Carbon Disclosure Project. Die Umweltdaten sind wesentlicher Bestandteil eines Jahresberichts, der der höchsten Stufe der Nachhaltigkeitsberichterstattung im Rahmen der Global Reporting Initiative entspricht. Iggesund wurde 1685 als Eisenhütte gegründet, stellt jedoch seit mehr als 50 Jahren Karton her. In den beiden Kartonfabriken von Iggesund in Nordschweden und Nordengland sind 1500 Mitarbeiter beschäftigt.

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